[blog] Jens Haaning und die 70.000€ Idee

  • Jens Haaning dürfte wohl den wenigsten hier ein Begriff sein.

    Ein dänischer Künstler, der vor allem in den 90er Jahren mit Aktionen/Bildern/Ideen zum Thema Geld bekannt wurde.
    Er deklarierte Dinge, u.a. auch Lebensmittel zu Kunst, nutzte zB die unterschiedliche Besteuerung aus und konnte es so mit Gewinn wieder veräußern.
    Da waren schon ein paar spannende Aktionen dabei.
    Er macht auch viel gegen Rassismus. Eine Aktion ist eine Lautsprecherinstallation in einer Innenstadt mit hohem Anteil an türkischer Bevölkerung.
    Dort werden über die Lautsprecher türkische Witze erzählt. "Humor überwindet Brücken".
    Er lies mal eine komplette Textilfabrik mitten in eine Ausstellungshalle umsetzen.
    Dort wurde dann während der Ausstellung ganz normal gearbeitet.
    Das ist dann schon etwas mehr "Finger auf die Wunde".

    Und vor ein paar Tagen hat er wieder international für Aufmerksamkeit gesorgt.
    Das kunsten Museum in Aalborg hat ihn beauftragt, zwei seiner Werke aufzufrischen.

    Da es um Werke mit viel Bargeld geht, verlangte er rund 70.000€ in bar.
    Es wurde vereinbart, dass er für die Arbeit 1340€ erhalten soll.

    Und abgegeben hat er zwei blanke Bilderrahmen.
    Titel:

    "nimm die Kohle und hau ab"

    Die Idee sei gewesen, darauf aufmerksam zu machen, wie hart die Zeit für die Kunstschaffenden ist.
    Diebstahl? Ich persönlich denke nicht, dass es Diebstahl ist.
    Im Vertrag hat sicher nicht gestanden, dass das Geld in der eigentlichen Form zurückgegeben werden muss.
    Das würde den Künstler ja komplett einschränken.

    Das Museum spielt derzeit noch mit, aber behält sich rechtliche Schritte für die Zeit nach der Ausstellung vor.
    Und JA, da hängen jetzt im Museum zwei absolut weiße Bilderrahmen.

    Sehr schöne Aktion :)
    Über den Verbleib des Bargelds ist nichts bekannt.

  • Kunde beim Fleischer: "Kann ich die vegane Wurst auch mit Falschgeld bezahlen?"

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  • Ich kenne den Typ nicht wirklich, hatte vor ein paar Tagen die Story gelesen.

    In wie fern die Situation für Künstler einfacher wird, wenn man den wenigen Geldgebern selbiges aus
    der Tasche zieht, erschließt sich mir nicht.

    Mir fehlt da aber eh ein wenig das Mitgefühl. Schön für jeden der mit Kunst seinen
    Lebensunterhalt verdienen kann. Andere haben Hobbys und müssen halt nebenbei noch arbeiten.
    Und auch da kann das Leben "hart" sein.

  • Der Kunst"betrieb" ist halt durch die Unsummen von Geldern, die Sammler investieren, voellig pervertiert. Ich finde das voll ok., wenn Kuenster da versuchen, soviel wie moeglich rauszuschlagen. Von daher sind fuer mich auch sowas hier ok. Wuerde ich allerding mehr unter "Aktion" als unter "Kunst" veranschlagen.

    Falls ich mal zuviel Geld uebrig haette, wuerde ich allerdings Geld lieber fuer Kunst ausgeben, wo halt nicht nur eine vielleicht gesellschaftlich relevante Idee billig umgesetzt wurde (ich sag mal Fettecke), sondern wo der gezahlte Preis halt auch relevant durch die Zeit fuer die handwerkliche Arbeit gerechtfertigt ist.

  • Ich hab auch was übrig für solche Aktionen, schon gerade weil sie so schön kontrovers sind. Der "Wert" eines Kunstwerks ist halt nie nur materiell. Banksys Graffitis kosten in der Herstellung auch nichts. Der Wert ist allein durch die Zahlungsbereitschaft der potentiellen Käufer definiert, der künstlerische Mehrwert die Differenz zum materiellen Wert. Wenn die Aktion jetzt Wellen schlägt, sollte der "Wert" des Künstlers und seiner Kunstwerke eigentlich auch eher steigen als fallen.

    Finde übrigens sehr cool, dass das Museum die leeren Rahmen hängen lässt. Wenn sie durchhalten, und die Sache nicht rechtlich verfolgen, wäre das m.E. ein sehr klares Statement FÜR Kunst und Künstler. Aber klar, braucht ziemlich viel Selbstbewusstsein. Würde wahnsinnig gerne wissen, wie die Diskussionen zwischen Museum und deren Versicherung gerade laufen... :)

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  • So einen Streifenschneider in einen Bilderrahmen einzubauen, das fand ich richtig gute Handarbeit von Banksy.
    Weiss auch gar nicht, ob das ein fertiger Papierschnitzler war den er irgendwo ausgebaut hatte, oder ob er das ganze Teil konstruiert hatte. Kunst mit Mechanik und Elektrik ist eh am besten.

    Wenn halt ein Kunstwerk anfaengt ueberpresst zu sein, weil der Kunstmarkt ihn halt hoeher bewertet, dann ist das ja fuer die meisten Kaeufer auch bloss ein Investment wie ein ETF. "Geldscheine von der Bank of Banksy" oder "Bank of Van Gogh". Und die meisten lebenden Kuenstler, die versuchen in diese Preisregionen vorzudringen machen das ja konzertiert mit Agenten, Reviewern, Galerien, Museen. Mehr Klinken putzen als Produkt. Das sind die originalen Influencer.

  • Und abgegeben hat er zwei blanke Bilderrahmen.
    Titel:

    "nimm die Kohle und hau ab"

    Das mag zwar ein Husarenstück gewesen sein, für mich ist es Nichteinhaltung von Vereinbarungen, evtl. arglistige Täuschung und daher Diebstahl.

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  • PvD: Hast wohl technisch recht (verstehe nicht 100% die Details des Vertrags), aber bei Banksy's Schnitzelaktion war ja das Endergebnis nachher auf dem Kunstmarkt noch hoeher bewertet als bevor der Schnitzelaktion. Und selbst wenn die Gier der Verantwortlichen im Museum nicht darauf aus sind, das zu widerholen, und es doch zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt, dann wird das ja nochmal mehr Aufmerksamkeit fuer den Kuenstler und seine Aktion bewirken.

  • Kann schon sein, ich würde allerdings als Gelinkter auch versuchen, mein investiertes Geld zurück zu bekommen. Kunst hin oder her. "Frechheit siegt" kann ja nicht unter dem Credo der Kunst versteckt werden. Auch wenn das einige der selbsternannten "Mäzen" das toll finden und dafür Unsummen ausgeben.

    Liegt alles im Auge des Betrachters.

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  • Klar, aber das schoene an der Aktion ist halt, das der Kuenstler das Museum in eine Ecke getrieben hat, wo die jetzt eine schwierige Abwaegung darueber treffen muessen wie sie ihre finanziellen EInnahmen maximieren. Wieviel Besucher kostet es sie wenn sie den Kuenstler verklagen und dann in sozialen Netzen gedisst werden. Wieviel Geld ist das Kunstwerk jetzt, vs. vorher wert, etc. pp.

    Am besten ein zweites Kunstwerk von einem anderen Künstler in Auftrag geben lassen. Titel:

    "Das arme Museum und der Räuber".

  • Ich bezweifle, dass der Künstler sich und seinen Künstlerkollegen damit einen Gefallen getan hat. Mit der Geldübergabe wurde ihm ja auch ein Vertrauensvorschuss gewährt. Der wird in Zukunft nicht mehr so groß ausfallen. Und auch noch zu beachten: sein Honorar war ja festgelegt (1340 Euro). Die 70.000 Euro Bargeld waren für die Herstellung des Kunstwerks bzw. als Bestandteil des Kunstwerks gedacht. Die Zweckentfremdung wird er schwerlich plausibel begründen können. Die leeren Bilderrahmen gibts schließlich für ein paar Euro im nächsten Baumarkt.

    Meine Meinung dazu steht: dieser Künstler hat sich unter dem Deckmantel "Kunst darf alles" unlauter selber bereichert und dabei seinen Kollegen einen Bärendienst erwiesen. Und nicht nur das, schließlich schwimmen auch Kunstmuseen nicht gerade im Geld. Ich glaube kaum, dass die beiden "Kunstwerke" auch nur annähernd den Wert, den sie gekostet haben, auf dem Markt erreichen können. Dafür hat der "Künstler" nicht den Namen, der das wettmachen würde.

  • ...
    Die leeren Bilderrahmen gibts schließlich für ein paar Euro im nächsten Baumarkt.


    Jo, und ein Eimer Farbe unter 20 Euro.

    https://listverse.com/2020/02/23/top…han-your-house/

    Aka: ein leerer Bilderrahmen von Rauschenberg kann auch mal fuer Millionen ueber den Tisch gehen. Und ich such jetzt mal nicht die URLs raus ie erklaeren, wieviel von teuer bezahlten Kunstwerken wohl Faelschungen sind.

    Lieber ehrlich beklaut vom Kuenstler selbst als von einem Faelscher abgezockt ?


    Ich glaube kaum, dass die beiden "Kunstwerke" auch nur annähernd den Wert, den sie gekostet haben, auf dem Markt erreichen können. Dafür hat der "Künstler" nicht den Namen, der das wettmachen würde.


    Das koennte gut sein. Aber nach der Aktion wird dieser Kuenstler sicher den Preis seiner Produkte nochmal erhoehen koennen. Wieviel weiss ich nicht. 75 KEUR ? Keine Ahnung. Zu wuenschen waer es ihm.

  • Jo, und ein Eimer Farbe unter 20 Euro.

    Selbst das hat sich der "Künstler" gespart. Eigenleistung = 0!
    Er ist nun mal kein Richter und kein Rauschenberg. Man darf hier auch nicht vergessen, dass es sich um ein Auftragswerk handelt mit einer gewissen Erwartungshaltung des Auftraggebers. Wenn der "Künstler" von sich aus leere Leinwände zu horrenden Preisen anbieten möchte, ist das sein Risiko. Das regelt dann der Markt. Aber so ein Auftragswerk abzuliefern ist nichts anderes als eine Frechheit.

    Das koennte gut sein. Aber nach der Aktion wird dieser Kuenstler sicher den Preis seiner Produkte nochmal erhoehen koennen. Wieviel weiss ich nicht. 75 KEUR ? Keine Ahnung. Zu wuenschen waer es ihm.

    Nee, sicher nicht. Welchen "Wert" man ihm am Kunstmarkt zugesteht lässt sich gut am ursprünglichen Honorar erkennen.

  • Der ist ja clever. Seine Aussage dazu "der Vertragsbruch ist Teil des Kunstwerks"

    Nehmen wir an ich treffe dich auf der Straße und haue dir eine runter und sage dann "Das war Kunst!"
    War das dann clever von mir?

    Disclaimer: Nicht dass ich so etwas jemals tun würde. Also nicht falsch verstehen! [bs]

  • Tiroler: Solange @don kein Kustwerk bei Dir bestellt hat waere es eher unklug von Dir. Ansonsten vielleicht nicht.

    Merke: Nie ein Kunstwerk bei jemanden bestellen, bei dem man nicht sicher sein kann was der abliefert.

    Ich krieg auf die Schnelle das nicht gegoogled, aber es gab doch den wizigen Fall wo jemand ein Kunstgemaelde fuer die Garage bestellt ha t und der Kuenstler dann was pornographisches abgeliefert hat, und am Ende wurde der Garagenbesitzer noch vom Kuenstler verklagt als er das ueberstreichen liess.

  • Erinnert mich an die berühmte Banane: Der Aktionskünstler David Datuna hat vor perplexen Zuschauern eine Banane aus dem 120000 $ teuren Kunststück von Maurizio Cattelan gelöst und aufgegessen. Er nannte seine Performance "Hungry Artist". Z.B. Art Basel - Künstler isst 120 000 Dollar teure Banane - Kultur - SZ.de (sueddeutsche.de)

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