smartes Licht, smarte Steckdosen - welches System ist das Richtige für mich. Mein Vergleich von drei Systemen

  • Hallo liebe Smarthome Interessierte und Neulinge.
    Viele stellen sich gerade am Anfang die Frage aller Fragen: Welches System passt zu mir? Auch ich stand vor diesem Problem und habe aus Testzwecken mittlerweile einen bunten Mischmasch in Betrieb, den ich künftig ausdünnen werde.
    Hier geht es nicht um die Frage, Fhem, IO Broker, Openhab und co, sondern ausschließlich um die Endgeräte aus den Bereichen Licht, Steckdosen und ansatzweise Temperatursteuerung.
    Mittlerweile gibt es dröfzig Anbieter, aber meiner Meinung sind davon nur drei wirklich relevant: Intertechno, Homematic und Philips (bzw alles was Philips kompatibel ist).

    Vorausetzung und ausschlaggebend für meine Eindrücke und Erfahrungen ist ein offens Smarthomesystem wie Fhem, IO Broker oder Open HAB. Ich habe keines der unten erwähnte Systeme seperat betrieben, immer nur in Verbindung mit FHEM.

    Intertechno (433 MHz):
    Wie viele habe auch ich mit Intertechno angefangen. Aus guten Grund sogar, denn Intertechno kost fast nix. Dabei kann man originale Intertechno Geräte verwenden, oder auch alles was damit kompatibel ist. Das sind quasi alle Baumarkt Smarthome Lösungen mit 433MHz sowie alles, was drauf steht "Intertechno Standart". Intertechno oder etwas kompatibels gibts in jedem Baumarkt für kleines Geld. Die Funk--Zwischensteckdosen kosten im dreier Pack um die 20 €, Unterputzschalter gibts das Stück ab 15 €. Die Intertechnoschalter machen was sie sollen: Licht an und Licht aus. Kein Hexenwerk, kein Klimbim und sind aufgrund des Preises gerade zum Testen von Smarthome super geeignet. Durch den Vertrieb in sämtlichen Baumärkten ist auch immer genug Hardware ständig verfügbar, auch in so Kriesenzeiten wie aktuell in der Coronakriese, denn die Baumärkte haben ja geöffnet. Das die Smarthomesachen komplett vergriffen waren in einem Baumarkt, habe ich noch nie erlebt, also hat man immer die Gewissheit, schnell an Ersatz zu kommen, sollte man was kaputt sein oder wenn man sein System erweitern möchte.
    Von Intertechno gibts es im Baumarkt neben den bekannten Zwischensteckern auch Unterputz Schalter für an und aus, sowie Dimmer, die über einen Funksender gesteuert werden. Damit wären Eure vorhanden Lichtschalter theoretisch überflüssig. Aber es gibt auch Unterputzschalter, die man mit dem klassischen Lichtschalter verbinden und den somit weiter nutzen kann. Das macht dann Sinn, wenn ihr neue Lampen montiert, aber die nicht mit dem Lichtschalter verdrahten könnt oder wollt. Dann einfach am Stromkreis vom Schalter den Sender hinter den Lichtschalter packen und am Stromkreis der Lampen den Empfänger.
    Aber Intertechno hat auch ein großen Nachteil: das System ist unidirektional. Das bedeutet, dass die Intertechnogeräte Ihren aktuellen Status nicht senden können, sie können nur empfangen! Grundsätzlich stellt das kein großes Problem dar, jedoch kann es gelegentlich vorkommen, dass ein Schaltbefehl nicht ankommt und dann bleibts eben dunkel. Das kann vorkommen, wenn die Entfernung zwischen Sender und Empfänger zu groß ist, wenn Störsignale das Funksignal blockieren oder wenn ihr zu viele Geräte nebeneinander in Betrieb habt. Bei mir in einer 60qm Wohnung, mit dem Sender auf der einen Seite der Wohnung und den Empfängern auf der anderen Seite, mit drei dicken Wänden dazwischen funktioniert aber auch Intertechno ohne Probleme.

    Die Einrichtung/Inbetriebnahne der Intertechno Schalter ist auch so eine Sache. Alle Unterputzlösungen lassen sich einfach einrichten, da sie Pairingtasten haben. Bei den günstigen Zwischensteckern sieht es aber anders aus. Hier wird die Verbindung zwischen Sender und empfänger über einen einstellbaren Code realisiert. Irgendwo an den Zwischensteckern findet man kleine Dipschalter, die einen bestimmten Code ergeben. Diesen Code muss man dann, für jedes Gerät, in Fhem hinterlegen, damit Fhem mit dem Zwischenstecker kommunizieren kann. Wäre ja einfach, wenn man die Dipschalter einfach so in Fhem abtippen könnte, geht aber nicht. Kleines Beispiel: In Fhem wird Code wie folgt angegeben FF000F000F FF F0, die Dipschalter an der Steckdose sind aber beschriftet mir A B C D E F und dann jeweils 0 und 1 bzw, on, off für an und aus. Ist erstmal nicht so ganz selbsterklärend, aber dafür gibts ein ziemlich geiles Wiki für Fhem. Bei anderen System wie IO Broker ect, findet Intertechno jedoch kaum Beachtung, auch wenn es mittlerweile Module für 433 MHz gibt. Bei Fhem ist die Unterstüzung der Baumarktlösung deutlich besser.
    Kleiner Funfact: wer Fhem mit einem Intertechno Cul betreibt, kann auch seine Nachbarn ärgern, denn viele Intertechno Geräte lassen sich in Fhem hinzufügen, ohne dass man diesen Code einstellen muss, bzw über "autocreate" sucht der Cul in gewissen Abständen nach neuen Geräten und fügt diese dann hinzu. Sprich wenn der Cul gerade sucht und Eurer Nachbar mit seiner Funkfernbedigung den Zwischenstecker anschaltet, habt ihr den in Fhem verfügbar und könnte dem Nachbarn beim Stromsparen helfen. Ergo: man das Licht beim Nachbarn schalten :D Ob das ein Vorteil oder Nachteil ist, kommt wohl auf Eure Nachbarn an.

    Vorteile:
    - günstig
    - permanant in Baumärkten verfügbar
    - keine Cloud (ob das ein Vorteil ist, muss aber jeder selbst entscheiden)

    Nachteile:
    - unidirektional, daher nicht so zuverlässig wie andere Systeme
    - nicht für jedes Smarthomesystem geeignet
    - unsicher, da jeder innerhalb der Reichweite theoretisch die Geräte schalten kann
    - kein Fallback

    Anwendungsbereiche:
    - Licht
    - Zwischensteckdosen
    - Rollosteuerung


    Homematic (848MHz):
    Für viele, besonders im Fhem Forum, der heilige Gral der smarten Welt, auch wenn diese Begeisterung nicht teile. Homematic hat im Vergleich zu Intertechno einen großen Vorteil: es ist bidirektional. Sender und Empfänger können mit einander kommunizieren und so kann der Empfänger seinen aktuellen Zustand an den Sender übermitteln. Das macht den Schaltvorgang zuverlässiger und bietet die Möglichkeit, auch den Batteriestand zu übermitteln (Bei Thermostaten nicht ganz unwichtig). Dafür ist Homematic aber auch um das X-fache teurer. Zwischenstecker von Intertechno gibts im Deierpack für 20 €, ein Homematic Zwischenstecker kostet 30-35€. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Auch der Cul für Homematic ist ein wenig teurer als der für 433MHz.
    Dafür bringt Homematic aber auch einige Vorteile mit. Wie gesagt ist es bidirektional und auch sicherer als Intertechno. Hier kann der Nachbar nicht mal eben bei Euch das Licht an- oder ausschalten. Zudem verfügen alle Homematic Geräte über eine Pairingtaste, was das einbinden in Euer System deutlich vereinfacht.
    In der Smarthomeszene setzen viele auf Homematic, daher wird das Homematic von quasi allen freien System wie Fhem, Openhab und IO Broker voll und ganz unterstützt. Auch ist das Sortiment bei Homematic deutlich größer. Während sich Intertechno auf Licht, Rollosteuerung und Zwischenstecker konzentriert, auch wenn sie aktuell das System ausbauen und erweitern, gibts bei Homematic auch Heizungssteuerungen, Thermostate für Heizkörper, Fensterkontakte, Steuerung für Gaetenbewässerungen, smarte Wasser und Stromzähler, Wetterstationen und vieles mehr. Wer nur Licht steuern will, sollte Homematic aufgrund der Kosten meiden, wer aber mehr braucht aber nur auf ein System setzen möchte, was auch sinnvoll ist, für den könnte Homematic eine Lösung sein.
    Allerdings ist Homematic schon wieder ein bisschen spezieller. Das gibts nicht im Baumarkt und auch nicht bei Media Markt oder Saturn. Hauptsächlich kann man Homematic im Internet bestellen oder offline bei Conrad erwerben. Ein großer Nachteil, gerade wenn man mal schnell an einem Samstag Abend Ersatz braucht. Und wie wir alle wissen, gehen wichtige Geräte immer nur samstags abend kaputt :)
    Wie auch Intertechno ist Homematic cloudfree und damit ist Homematic sogar der einzige Hersteller, der ein so breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten abdeckt, ohne eine Cloud zu erzwingen.
    Anders als bei Intertechno ist das Homematic System auch in der Lage, ohne Fhem und Co zu funktionieren. Denn es gibt eine eigene Zentrale, die alle Homematic Geräte steuern kann. Mit der ZEntrale habe ich mich jedoch nicht beschäftigt, da Fhem alles kann, was die Homematic Zentrale auch kann, in so fern war das uninteressant, zumal die Zentrale auch deutlich teurer ist, als ein Pi.
    Beim Kauf von Homematic muss aber darauf achten, dass man nicht zufällig ein Homematic IP Gerät erwischt. Die neue Serie von Homematic, die zu den alten Homematic Komponenten nicht kompatibel ist und auch nicht via Fhem mit einem 848MHz Cul betrieben werden kann. Homematic IP vermittelt ein bisschen den Eindruck, dass man den Nutzer zu einer hauseigenen Insellösung drängen will, aber viuelleicht sehe ich hier auch nur das schlechte in dem Unternehmen

    Vorteile:
    - keine Cloud
    - bidirektional
    - viele Anwendungsbereiche
    - einfache Inbetriebnahme
    - relativ sicher
    - wird von allen, freien Smarthomelösungen (Fhem, IO Broker ect. unterstüzt)

    Nachteile:
    - extrem teuer
    - schlechte Offline-Verfugbarkeit
    - kein Fallback

    Anwendungsbereiche:
    - Licht
    - Sensoren für Wasser, Luftfeuchtigkeit, Fensterkontakte
    - Rauchmelder
    - Heizungssteuerung und Steuerung anderer Gebäudetechnikelemte
    - Gartenbewässerung
    - Strom- und Wasserzähler
    - Schnittstellen für den Bereich Hobbyelektronik
    - Beweungsmelder
    - Türschlösser (aber recht unsicher!)


    Philips HUE:
    Wenns um Licht geht, dann Philips. In meinen drei Jahren der Smarthomenutzung hat sich im Bereich Licht Phlips ganz klar als Sieger herausgestellt. Philips arbeitet mit dem Zigbee Standart, ein Standart der sich auch wirklich so nennen darf, denn viele Hersteller setzen mittlerweile auf dieses Pferd und sind somit Philips HUE kompatibel. Zigbee ist ein Funkstandart, der extrem stromsparend ist, aber dennoch bidirektional arbeitet. Zigbee arbeitet im Bereich von 2,4GHz und ist damit, wie wir von unseren WLANs her wissen, doch extrem zuverlässung und relativ störungsunanfällig. Mit Zigbee setzt Philips auf einen offenen Funkstandart, so dass man die Geräte vieler anderer Hersteller mit in das System einbinden kann, was Philips auch gut und gerne zulässt. Das HUE System hat sich in dem Bereich mittlerweile so weit etabliert, dass es andere Hersteller auf Ihren Produkten angeben, dass sie *HUE kompatibel* sind.
    Philips selbst konzentriert sich in erster Linie auf Licht, und das machen sie meiner Meinung nach sehr gut. Die HUE Lampen sind durch die Bank recht gut, wenn auch recht teuer. Dafür arbeitet Philips aber auch ständig an Erweiterungen und Neuerungen, was ja nunmal seinen Preis hat. Es gibt alle Möglichen Lampen für jeden erdenklichen Einsatzbereich, Indoor und auch Outdoor.
    Wer sich rein auf den Indoorbereich konzentrieren will, kann anstelle der teurern Philips Lampen auch zu IKEA Tradfri greifen. Hier kann man nochmal richtig Geld sparen. IKEA ist, wie Osram, Inrr und einige andere zu 99% Philips kompatibel, das verbleibende % beschränkt sich auf eine Kleinigkeit: Soweit mir bekannt, ist Philips aktuell der einzige Hersteller, der seine Lampen mit einer Fallback Funktion ausgestattet hat. Das funktioniert auch nur bei Philips, nicht bei Inrr oder Osram (bei Ikea bin ich mir nicht sicher). Mit Fallback ist gemeint, dass nachdem die Lampen stromlos gemacht wurden und dann wieder mit Spannung versorgt werden, wieder angehen. Das ist ein Gimmick was man nicht oft braucht, aber doch sehr sinnvoll sein kann und ich möchte gerne erklären warum:
    Stellt Euch vor, ihr habt Eurer Smarthome am laufen. Fhem, IO Brocker oder sonst was auf Eurem Pi zur Steuerung Eurer Lampen. Jetzt geht, typischerweise am Samstag abend um 20 Uhr Euer Pi kaputt, oder Eure Philips Brdige.Worst Case! Ihr könnt Euer Licht mehr smart schalten. Aber ihr habt noch den alten,klassichen Wandschalter und dank dem Fallback könnt ihr damit Eure Leuten stromlos machen und sie sind aus, oder ihr könnt wieder Saft draufgeben und die Lampen gehen an. It`s magic.
    Aber Spaß beseite, da hat bei Philips wirklich einer mitgedacht, dass sich die Lampen auf diese Weise noch zuverlässig schalten lassen, selbst wenn Euer ganzes Smarthome ausgefallen ist. Das geht weder bei Intertechno, noch bei Homematic und auch HUE kompatibele Hersteller wie Inrr und Co haben das nicht bedacht. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: es wird der Tag kommen, wo ihr dieses Feature brauchen werdet. Glaubt mir!

    Aber mit HUE geht dann auch noch mehr als nur Licht. Zwar liegt hier die Kernkompetenz von Philips, aber andere Hersteller wie IKEA erweitern ihr Smarts Sortiment ständig. Aktuell gibt es bei IKEA smarte Rollos, die ebenfalls HUE kompatibel sind. Aber Hersteller aus Fernost, wie Xiaomi bzw Aquara haben ein großes Sortiment an Sensoren, Schaltern und Co, allesamt HUE kompatibel.Das bringt Philips meiner Meinung nach auf Platz 1.
    Zudem bietet Philips eine tolle Möglichkeit, die HUE Welt zu erkunden auch ganz ohne Smarthome. Die aktuellen Lampen haben neben Zigbee auch noch Bluethooth. So kann man einen Philips Schalter direkt mit einer Philips Lampe verbinden, ohne eine Bridge oder ein Smarthomesystem zu benötigen.
    Ob Hue nu Cloudfrei ist oder nicht, läßt sich tatsächlich nicht pauschal sagen, denn das kommt darauf an, ob ihr die Philips Bridge nutzt, oder z.b. den Combee Stick. Der Conbee Stick simuliert eine HUE Bridge und ist natürlich cloudfrei, die originale Philips Bridge hingegen nicht. Ich kann jedoch mit Gewissheit sagen, dass Philips sich scheinbar wenig für Eure Daten interessiert. Ich hatte eine lange Zeit die Bridge hier im Eiinsatz und sie telefoniert nicht nach Hause. Philips scheint hier Wert darauf zu legen, keine Daten abzurufen. Was die jedoch für Daten aus der Cloud rausholen, kann ich natürlich nicht sagen.

    Aber auch bei Philips scheint man aktuell zu versuchen, das "offene" System ein bisschen einzusperren. Neue Funktionen wie z.b. HUE Sync funkionieren nur mit einer originalen Philips Bridge und nicht mit z.b. dem Combee Stick

    Vorteile:
    - Fallback bei Stromausfall
    - kompatibel zu vielen anderen Herstellern
    - günstig, wenn man kompatible Geräte (Drittanbieter) verwendet
    - durchdachtes Konzept
    - bidirektional
    - große Geräteauswahl (wenn man andere, kompatible Hersteller berücksichtigt)
    - gute Offlineverfügbarkeit (Baumarkt, Media Markt und Co)
    - wird von allen, freien Smarthomelösungen (Fhem, IO Broker ect. unterstüzt)

    Nachteile:
    - im original sehr teuer
    - nicht alle Funkionen stehen ohne original Brdige zur Verfügung

    Anwendungsbereiche:
    - Licht
    - Entertaimenbeleuchtung
    - Sensoren für Wasser, Luftfeuchtigkeit und Fensterkontakte (über Drittanbieter Gateays wie z.b. Devonz)
    - smarte Rollos (über Drittanbieter)
    - Bewegungsmelder


    Nachtrag:

    Netatmo:
    Netatmo könnte man als das Einsteigersetup für Smarthome-User bezeichnen. Denn Netatmo braucht keine großen Kenntnisse von der Smarthome Welt und auch keine Zentrale, Bridge oder sonst etwas. Die einzelnen Geräte funktionieren selbstständig. Das hat Vor. aber auch Nachteile. Eine komplexe Einrichtung entfällt bei Netatmo. Auspacken, anschließen, App runterladen, läuft. Schön und Einsteigerfreundlich. Der große Nachteil ist aber, dass die Geräte untereinander nicht kommunizieren können, zumindest nicht ohne weiteres. Für Netatmo gibt es einige FHEM Module, wie es bei IO Broker und Open HAB aussieht kann ich leider nicht sagen. Da Netatmo rein cloudbasiert arbeitet und nichts, wirklich garnichts lokal passiert, ist man darauf angewiesen, dass der Hersteller eine API zur Verfügung stellt, mit der die Geräte via FHEM und co angesprochen werden können.Netatmo stellt eine solche API zur Verfügung, man muss sich aber der Tatsache bewusst sein, dass man sich dem guten Willen des Herstellers unterwirft. Schaltet der die API ab und verändert sie, hat FHem keine Kontrolle mehr über die Geräte. Gleiches gillt, wenn das Internet mal ausfällt. Zwar funktionieren die meisten Netatmo Geräte auch alle ohne Internet, sind dann aber nicht mehr smart. Ein Beispiel für ein Gerät was ohne Internet garnicht mehr funktioniert ist der Rumluftsensor. An dem Gerät selbst gibt es keinerlei Bedienelemte und auch kein Display. Alles funktioniert nur über die App des Herstellers oder eben über die API.
    Ein weiterer Nachteil von Netatmo ist. dass man keine App für alle Geräte hat, sondern für bestimmte Einsatzbreiche eine spezielle App. So hat der Raumthermostat eine andere App als der Raumluftsensor, was beduetet, dass sich die Geräte nicht verknüpfen lassen. Es wäre ja durchaus praktisch, wenn der Raumluftsensor feststellt, dass die Luftfeuchtigkeit zu hoch und die Temperatur zu niedrig ist, dass er den Thermostat anschalten könnte.....geht aber nicht. Zumindest nicht mit den Möglichkeiten, die der Hersteller bietet. Via Fhem und die Hersteller API ginge das wiederum. Aber ist auch ist die Zielgruppe von Netatmo.
    Netatmo richtet sich klar an alle jene, die bestimmte Geräte einfach, unkomplizert und von überall aus mit Handy steuern wollen. Macht mal mehr, mal weniger Sinn. WEnn ich auf der Arbeit bin, interessiert mich das Messergebnis vom Raumluftsensor nicht so brennend, dafür aber die Warnmeldung des Rauchmelders.
    Und da sehe ich die Stärke des Netatmo Konzepts. Ich kaufe mir einen Rauchmelder, packe den in die Bude und bekomme eine Nachricht aufs Handy, dass ich wohl im Hotel übernachten muss weil die Hütte brennt. Das kann selbst Homematic nicht, zumindest nicht ohne Hilfsmittel.
    Die Anwednungsbereiche von Netatmo sind recht eindeutig, hier konzentriert man sich auf Temperatur und Raumklima, so wie Sicherheit.
    Alle Geräte kommunizeiren übrigens via WLAN mit der Cloud und einige zusätzlich via Bluetooth mit dem Handy
    Vielleicht noch ein kleiner Funfact zu Netatmo: Soweit mir bisher bekannt, ist das der einzige Hersteller, oder zumindest einer der wenigen, der auf Kundenwünsche eingeht. Vielleicht nicht ganz unwichtig. Vor einger Zeit brachte Natatmo zusätzlich zum Raumthermostat, der z.b. Gasthermen steuern kann, auch Heizungsthermostate heraus. Anfangs konnten die Heizungsthermostate bei genügend Wärme, nur die Heizung abstellen, an denen sie angebracht waren. War der Raum aber zu kalt, konnte die Heizungsthermostate den Raumthermostat nicht dazu bewegen, die Gastherme anzuschmeissen. Auf vielfachen Kundenwunsch hat Netatmo das geändert. DAs aber nur am Rande.

    Vorteile:
    - keine zusätzliche Hardware nötig, Endgeräte arbeiten eigenständig
    - einfache Lösung, auspacken und läuft
    - relativ sicher
    - Zugriff auf alle Geräte auch von unterwegs, ohne zussätzliche Kosten

    Nachteile:
    - ohne Internet nur eingeschränkte Funktionalität
    - man ist vom Hersteller und seinen Servern abhängig
    - Geräte kommunizieren nicht untereinander
    - relativ teuer

    Anwendungsbereiche:
    - Rauchmelder
    - Fenster- und Türkontakte (bald Zutrittskontrolle)
    - Raumluft und Klimasensoren und Wetterstationen
    - Thermostate (Raum- und Heizungsthermostate)


    WLAN Steckdosen:
    Vorweg muss ich erwähnen, dass sich meine Erfahrungswerte hier nur auf hörensagen beschränken, denn ich selbst habe genau eine WLAN Steckdose von einem Chinabilligheimer und die ist nicht in Betrieb, da ich befürchte, dass die mir die Bude abbrennt. Jeden einzelnen Hersteller von WLAN Steckdosen zu erwähnen, ergäbe eine Liste in biblischer Länge, daher nehmen wir hier einmal nur den Oberbegriff.
    WLAN Steckdosen sind meist abhängig vom Internet und funktionieren nur selten ohne Cloud. Dafür sind die, wie auch Netatmo Geräte schnell in Betrieb genommen, da es keiner großen Einrichtung erfordert, außer natürlich man will sie mit einem Smarthomesystem wie Fhem betreiben. Dabei werden die gängisten Hersteller wie AVM, Belkin und Co von Fhem unterstüzt, bzw für diese Hersteller gibt es Module. Am besten frat man hier Google, ob die ausgewählte Steckdose entsprechend supported wird.
    WLAN Steckdosen werden, welch Überraschung, über das WLAN angesteuert. WLAN ist von Haus aus recht störunanfällig und zuverlässig und bringt eine gute Reichweite mit. Allerdings kann man, je nach Anzahl und Hersteller der WLAN Steckdosen das Problem bekommen, dass sich irgendwann Signale überlagern und auch das eigene oder das WLAN der Nachbarn stören. Man nicht genau sagen, dass ab Anzahl X an WLAN Steckdosen das Problem auftritt, wenn es überhaupt auftritt, aber irgendwann kommt man zwangsweise an diesen Punkt. DAher denke ich, dass WLAN Steckdosen eher für Bereiche gedacht sind, die man mit normalem Smarthome nicht abdecken kann oder für ein Smarthomesystem, wo nicht jede, im Haus befindliche Steckdose smart werden muss. Um nur mal schnell die Stehlampe im Wohnzimmer smart zu machen, sind sie aber gut.
    Die Preisspanne fängt bei 10 € das Stück an und geht bis ca. 50 € pro Steckdose, wobei sich der Funktionsumfang deutlich unterscheiden kann. So gibt es z.B. Gimmicks wie Stromverbrauchsmessung für das angeschlossene Gerät.
    All die Vorteile haben natürlich auch ihren Preis. Der eigene Stromverbrauch. So liegen WLAN Steckdosen selbst im Standby oft bei 0,9W. Das ist eine Hausnummer, rechnet man das aufs Jahr hoch bei 10 Steckdosen. Das liegt daran, das WLAN von Haus aus sehr gierig ist, was Strom angeht. Auch das ist ein guter Grund, das Haus nicht flächendeckend mit diesen Steckdosen auszustatten, außer ihr deaktiviert damit Geräte, die ansonsten im Stanby mehr als 1W brauchen würden, dann lohnt es sich schon wieder.
    WLAN Steckdose ist nicht gleich WLAN Steckdose. Es gibt Steckdosen, die von Händlern gerne als WLAN Steckdosen verkauft werden, aber dann doch DECT Steckdosen sind. Ein kleiner feiner Unterschied, wenn auch für den Nutzer nicht spürbar. Die AVMDECT! wird gerne mal als WLAN Steckdose angeboten, ist aber streng genommen keine, da sie den DECT! Standart verwendet, allerdings bietet sie alles, was eine richtig gute WLAN Steckdose auch bietet, sofern man eine Fritzbox besitzt.

    Vorteile:
    - einfach in Betrieb zu nehmen
    - nicht zwigend ein Smarthome-System erforderlich
    - ggf. Verbrauchsmessung von den angeschlossenen Geräten
    - schon günstig zu bekommen

    Nachteile:
    - nicht für flächendenen Einsatz geeignet
    - kann nur über eine Smarthomelösung mit anderen Geräten kommunizieren
    - hoher Stromverbrauch im Stanby
    - einige Modelle haben störend helle LED an den Steckdosen die ständig leuchten. Es gibt Leute das so etwas stört, im Schlafzimmer z.b.

    Anwendungsbereiche:
    - als Einzellösung ideal
    - für Bereiche, die nicht mit anderem Smarthome abgedeckt werden können
    - für eine langfristige Verbrauchsmessung von Endgeräten


    mein Fazit:
    Natürlich wertet jeder die Vor- und Nachteile anders. Ich kann hier auch nur von meinen persönlichen Erfahrungen, bezogen auf meinen Einsatzbereich sprechen, da wäre Philips aber eindeutig der Sieger. Ich stelle aktuell Schrittweise alle Lampen auf Philips um, weil für die Vorteile des System schwerer wiegen, als die Nachteile und HUE meiner Meinung nach, allen anderen System deutlich überlegen ist. Zwar gibt es noch andere Systeme wie Fibaro mit Z-Wave, was aber hier in Deutschland so gut wie keine Rolle spielt. Z-Wave ist eher am Amerikanischen Markt etabliert, wobei sich auch dort vermutlich über kurz oder lang Zigbee durchsetzen wird, da aktuell sehr viele Hersteller auf dieses Pferd setzen.
    Auch ist Philps für Einsteiger und nicht Elektriker besonders gut geeignet, da man hier auch sehr schöne Funkschalter kaufen kann und somit nicht an die vorhande Stromverkabelung ran muss. Schalter gibts zwar auch von Intertechno und Homematic, aber bei weiten nicht so pratisch wie die Philipsschalter und daher nicht der Rede wert. Und ganz besonders wichtig ist halt das Fallback. Wenn man die vorhanden Schalter einfach so läßt wie sie sind, und einfach nur einen Philips Funkschalter daneben setzt, hat man auch ohne Smarthome jederzeit noch die Möglichkeit, das Licht an und aus zu schalten. Alternativ gibt es von einigen Herstellern sogar schon Abdeckungen für die alten, mechanischen Schalter, auf die man einfach einen Philips Schalter drauf setzen kann. So ist der alte Schalter quasi unsichtbar und muss nur bei bedarf hervorgeholt werden.
    Ich hoffe, dem einen oder andern vielleicht eine kleine Entscheidungshilfe gegeben zu haben

    4 Mal editiert, zuletzt von Bjoern (8. April 2020 um 07:46) aus folgendem Grund: korrekturen

  • Moin @Bjoern dringend in den Vergleich gehören noch WLAN Steckdosen auf 2,4 Ghz (5 Ghz hab ich noch keine gefunden). Ob man es jetzt mit Cloud oder ohne Cloud (Tasmota) macht ist ja nun egal.

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    Guides nicht mehr verfügbar wegen Youtube unvermögen guten von schlechten Kodi Videos zu unterscheiden.

  • Schöne Beschreibung der 3 Systeme :) Und wie du schon geschrieben hast, basierend auf deiner Erfahrung.

    Was man vielleicht noch erwähnen sollte/könnte (wobei mann es rauslesen kann) - alle 3 Systeme sind primär vom Konzept her 'Nachrüstlösungen'. Sprich, für eine Mietwohnung oder einen Altbau wo man nicht gleich alles neu verkabeln möchte recht fein. Für einen Neubau wo man die Entscheidung hinsichtlich Smarthome trifft würde ich immer auf eine Kabelbasierte Lösung gehen.

    Lg

  • hi
    tolle Anleitung @Bjoern
    Bin bei meinen Anfängen (und da bin ich immer noch) ein wenig anders vorgegangen.
    Wollte von Anfang an ein "offenes" System, soll heißen:
    Ein Smarthome-System, daß alle/soviele wie möglich Endgeräte beherrschen kann, um gerade mir nicht die Frage zu stellen, ob nun Hue, Homematic ... . Jedes System hat mit Sicherheit seine Vorteile bzw. hat seine Vorzüge bei dem einen oder anderen Endgerät. Und das schöne an dem offenen Systemen ist doch gerade, daß ich mir genau dies zu meinem Vorteil nutzen kann und mein "eigenes" System zusammen stellen/basteln kann und mich somit nicht festlegen muß, welchen Hersteller/Konsortium ich nehme.

    Tschau nepo

  • Seit wann funktionieren Xiaomi/Aquara Sensoren an einer Hue Bridge?

    über Drittanbieter, wie ich dabei geschrieben habe. Damit ist zum Beispiel der Conbee Stick gemeint, aber auch andere Lösungen, die eine Hue Bridge simulieren, können die Xiaomi Klamotten.


    in Smarthome-System, daß alle/soviele wie möglich Endgeräte beherrschen kann

    Ehm ja, verstehe ich und da bin ich ganz bei Dir. Mir gings hier ja in erster Linie um die Endgeräte an sich. Ein Smarthomesystem wäre für mich jetzt FHEM oder IO Broker oder Open Hab. Die sind ja von Haus aus offen und können theoretisch alles, einige mehr andere weniger.
    Aber dennoch muss/sollte man sich dennoch für einen Hersteller entscheiden, mit dem man das meiste abdeckt was man braucht, um nicht tausend Culs oder Gateways benutzen zu müssen. Ich habe aktuell ja FHEM laufen und einen 433MHz Cul, einen 848MHz Cul und einen Zigbee Stick. Das ist eigentlich schon zu viel, mindestens einen, wenn nicht sogar könnte man sich sparen, und somit auch mal eben 60 € an Hardwarekosten.

    @SkyBird1980
    Was WLAN Steckdosen angeht habe ich absolut keine Erfahrungswerte. Aber wenn da jemand Erfahrungen/Empfehlungen hat, wir haben noch Platz im Threat :)

    Vielleicht können ja auch andere User über andere Hersteller berichten, so können wir die Liste gerne ergänzen. Mir fallen nur noch "Insellösungen" ein wie Netatmo (habe ich in Betrieb, könnte ich ggf noch ergänzen), oder "Nieschenprodukte" wie Devolo oder Fibaro mit Z-Wave ein.

  • kurz zu meinen erfahrungen/vorlieben - vielleicht kannst ja was mitnehmen:

    hab homematic (nicht das neue ip) und hue im einsatz und verknüpfe das recht erfolgreich über fhem.
    homematic nehm ich gerne, wenns um zuverlässigkeit geht und mir das aussehen egal ist.
    hue, wenn ich wo einen waf-tauglichen, schönen schalter haben will, wo einfach noch keine schalter ist oder man auch keinen strom hin bekommen würde.

    das vertrauen in hue ist dabei recht gering. ich hab hier nicht grade viele technisch affine nachbarn. trotzdem bringts irgendeiner davon fertig, mir manchesmal mein hue für stunden zu stören. zu der zeit rennt homematic wie ein glöckerl - sogar durch stahlbeton-wände, wo hue ne kleine innenwand nicht schafft. gut, nicht oft. aber wenn ich mir vorstelle, dass passiert mitten in der nacht und ich hab kein licht - juhuu, das wär der supergau für den waf.
    fazit: hue schaltet bei mir nur mehr ambiente, sicher keine wichtigen lichter und ein paar osram-steckdosen, wo es um kleinzeug wie z.b. ventilatoren geht, die man dann auch mal zur not direkt an die dose steckt.

    wichtig ist - da bin ich voll bei @nepo, dass man so viel wie möglich an geräten verwenden kann. da setze ich eben auf fhem. man bindet alles übliche aus der hausautomatisation ein, dazu noch win-pc's, tv's, saugroboter, kodi, androiden, fritzboxen, ... die "kostenlosen", schon vorhandenen, sensoren/aktoren darf man da also nicht unterschätzen und sollte man mal ins konzept mit einrechnen.
    erkaufen tut man sich diese freiheitl - ich wills nicht verschönern - mit einem lern- und bastel-aufwand, der zumindest mir wenig spaß macht. "out of the box" kannst vergessen. aber was tut man nicht alles für ne brauchbare automatisation ? *g*

    übrigens: hätte ich die wahl gehabt ... alles was geht per kabel, nur wenns gar nicht anders geht funken.

  • ich hab hier nicht grade viele technisch affine nachbarn. trotzdem bringts irgendeiner davon fertig, mir manchesmal mein hue für stunden zu stören. zu der zeit rennt homematic wie ein glöckerl - sogar durch stahlbeton-wände, wo hue ne kleine innenwand nicht schafft.

    Zigbee nutzt halt die gleiche Frequenz wie Wifi. Du solltest mal schauen, ob sich die Kanäle überlappen und dann ggf. den Kanal wechseln.

    über Drittanbieter, wie ich dabei geschrieben habe. Damit ist zum Beispiel der Conbee Stick gemeint, aber auch andere Lösungen, die eine Hue Bridge simulieren, können die Xiaomi Klamotten.

    Dann schreib doch Zigbee und nicht Philips oder Hue. :D

  • Zigbee nutzt halt die gleiche Frequenz wie Wifi. Du solltest mal schauen, ob sich die Kanäle überlappen und dann ggf. den Kanal wechseln.

    nur kurz, um den fred nicht zu zerstückeln:
    hab ich alles gemacht und kommt mittlerweile sehr, sehr selten vor. alle paar monate mal am sonntag nachmittag für 1 stunde. ich find nur den 2. nachbarn nicht, der das macht, dem einen mit seiner blöden wifi-schüssel ( damit er im garten surfen kann), hab ich seine ideen recht effizient abgewöhnt *fg*.
    wollte nur aufzeigen, wo probleme auftauchen, an die man am anfang nicht wirklich denkt ...

  • Das es mit Conbee geht ist klar, aber auch da nicht mit der Hue Bridge sondern via Deconz. Hue ansich ist n ziemlich geschlossenes System in der Zigbee Welt, was Du ja selbst auch bemerkt hast da Dein gewünschtes System mit der Conbee Bridge nicht funktioniert.

  • Dann schreib doch Zigbee und nicht Philips oder Hue.

    Eigentlich habe ich bewusst Hue bzw., Phlilips geschrieben, da ich mich auch in erster Linie an Leute wenden wollte, die nicht so im Thema drin sind. Wenn ich meinen Nachbarn sage, er soll ich sich bei seinem Licht für ein Zigbee System entscheiden, guckt der mich mit großen Augen an. Sage ich ihm aber nimm Hue, weiß er sofort bescheid.
    Habs versucht so einfach und so verständlich nur irgend möglich zu formulieren. Denn man glaubt kaum wie viele über Google hier über das Forum stolpern, weils ganz oben in den Suchergebnissen auftaucht. Ist mir selbst schon mehr als einmal passiert :)

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