[blog] PXL 2000

  • OK .... wer weiß, was eine PXL2000 ist?

    Ich bin durch die Serie Archive81 auf dieses "Wunderwerk" der Technik gestoßen.


    Die Firma Fisherprice hat 1987 eine Videocamera auf den Markt gebracht.
    Das besondere, mal davon abgesehen dass die von Fisherprice ist: der eigentliche "Datenträger" war eine stinknormale chromium dioxid Audiokasette.
    Also so ein Ding, was man früher ins Autoradio gesteckt hat. Oder die Compactanlage im Kinderzimmer.
    Während ich das hier schreibe, habe ich den Geruch in der Nase :)

    Die Datasetten-Jünger grübeln sicher schon, wie die Datenmenge auf dieses Medium passen konnte.
    Well .... SPEED!
    Auf eine 90 Minuten Kassette passen 11 Minuten Film mit Ton. Damit mußte die also mit dem 9-fachen der üblichen Geschwindigkeit arbeiten.
    Das ist grob ein halber Meter Band pro Sekunde!
    Auf dem linken Audiokanal wurde das Bild und auf dem rechten der Ton gespeichert.
    Folglich klang das ganze in einem normalen Kassettenspieler wie satanische Botschaften. 1/9 Speed.

    Um die Datenmenge zu reduzieren, erzeugt der ASIC langsamere Video-Timings als bei herkömmlichen Fernsehgeräten.
    Er tastet den 120 × 90 Pixel großen CCD-Bildschirm 15 Mal pro Sekunde ab und leitet die Ergebnisse an eine Filterschaltung,
    dann an eine Frequenzmodulationsschaltung, die den linken Kanal des Kassettenkopfes ansteuert,
    sowie an einen ADC, der das endgültige Bild für die Betrachtung erzeugt.

    Und jetzt wird es richtig Analoger Nerd Stuff:
    Für die Wiedergabe werden die Bilddaten entweder von der bespielten Kassette oder vom CCD gelesen und dann mit der Hälfte eines digitalen Bildspeichers mit der reduzierten PXL-Rate gefüllt,
    während die andere Hälfte des Bildspeichers mit normalen NTSC-Raten abgetastet wird.
    Da jede Hälfte des Bildspeichers nur 10800 Pixel in seinem 120 × 90 Array enthält, was dem CCD entspricht, wurde die Anzeigeauflösung als geringfügig eingestuft,
    und es wurden schwarze Ränder um das Bild herum eingefügt, wodurch der Bildinhalt des Bildspeichers in die Mitte des Bildes gequetscht wurde und Pixel erhalten blieben,
    die andernfalls beim Overscan verloren gegangen wären.
    Und ein Anti-Aliasing-Tiefpassfilter ist in der endgültigen Videoausgangsschaltung auch noch enthalten.

    Was für ein gequetsche :)

    Das so ein Werkzeug in der Kunst populär ist, ist naheliegend. Wie bei der GameBoy Camera auch, hat es einfach etwas "spannendes".
    Und ohne es wirklich gewußt zu haben, habt ihr das im Video "Mote" von Sonic Youth vielleicht gesehen:

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    Wobei das Material da auch schon stark nachgearbeitet wurde.

    Das sind wohl Originalaufnahmen:

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    Das Ding wurde auch unter den Namen:
    Fisher-Price PixelVision, Sanwa Sanpix1000, KiddieCorder, und Georgia vermarktet.
    War damals aber irgendwie zu teuer für ein Kinderspielzeug und an sich zu amateurhaft für eine Cam.
    Aber Kunst ist Kunst. Retro ist Gott. Es lebt weiter, so lange man noch Batterien und Kassetten findet.

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