Zement mal :) Eine Anleitung zum gießen von Dekorationen aus Schnellzement

  • Safety first
    Ja, muss leider sein.
    Zement ist nichts, was ihr in den Lungen haben wollt oder zu lange auf der Haut.
    Idealerweise draußen machen. Ich mache das in der Werkstatt und habe eine kleine Absaugung.
    Und immer mit: Handschuhe und Staubschutzmaske. FFP2 reicht.
    Auf keinen Fall Zementwerkzeuge im Waschbecken reinigen.
    Das klingt so logisch, aber ich kenne den Fall halt. Leitung zementiert.

    Als Beispiel möchte ich diesen 3D-Druck nicht mehr aus Plastik, sonder aus Zement haben.
    In meinem Fall brauche ich den 6x. Da lohnt sich gießen auf jeden Fall.

    Diese Grundform sollte möglichst sauber sein. Also glatt im Sinne von "keine scharfen dünnen Kanten".
    Also schleifen. Ich lackiere die meist dann auch noch einmal, um zumindest die Microlöcher zu füllen etc.
    Dazu nehme ich Spritzfüller.


    Das ist nicht zwingend notwendig. Aber es verbessert das Ergebnis und stellt sicher(er), dass die Silikonform etwas wird.
    Und Silikon ist teuer.

    Gut ausgetrocknet ist das unser "Master". Also sorgsam damit umgehen und einlagern.

    Das gibt einem auch schon einen guten Eindruck davon, wie es später aussehen wird.

    Gießform/Rahmen:
    Als nächstes brauchen wir eine Gießform. Denn irgendwo müssen wir das Silikon ja reingießen.
    Da gibt es einiges zu bedenken.
    Idealerweise sollte sie rechtwinklig sein. Und die Höhe bestimmt später die Dicke vom Guss.
    Man muss alles erst mal negativ denken. Dass, was ihr an "Luft" nach oben habt, ist der Boden des Guss.
    Hat man zu hoch gebaut, hört man einfach vorher auf zu gießen.
    Hat man zu niedrig gebaut, dann ist der Boden zu dünn und es knackt auseinander.
    Und man dreht alles später um eine Achse. Gedanklich spiegelt man die Form.
    Ist die Form jetzt nicht einigermaßen symetrisch, benötigt man für den Zementguß eine andere Gießform als für das Silikon.
    Ist dann an der Stelle doppelte Arbeit.


    Ich nehme am liebsten Siebdruckplatten dafür. Die Druckseite (glatte Seite) kann Zement sehr gut ab.
    Wenn es nicht zu viel Zement wird (Druck auf die Seiten ausübt), dann reicht eine Befestigung mit doppelseitigem Klebeband.
    Mein Favorit bleibt tesa Teppichklebeband.
    Wenn man doch verschrauben will, sollte man sich eine Seite zumindest nur kleben.
    Das erleichter das "öffnen" der Form später.

    Der Rahmen muss jetzt noch an den Ecken abgedichtet werden. Meist reicht da Kreppkleber.


    Silikon

    An sich einfach zu mischen, da es 1:1 gemischt wird.
    Es läßt sich sehr viel einfacher Mischen und Gießen, wenn es warm ist.
    Wenn die Zeit es zuläßt, dann stellt die beiden Flaschen vorher in ein warmes Wasserbad.

    Aber welche Menge brauchen wir denn überhaupt?
    Ich gehe da immer auf Nummer sicher und messe die Kubikzentimer am niedrigsten Punkt aus.
    In meinem Fall waren es 400cm³. Also 0,4Liter.
    Da mir dabei bewußt es, dass das zu viel sein wird, suche ich mir meist noch Deckel o.ä., die ich mit dem Rest ausgieße.
    Ich stelle mir so nebenher noch ein paar Stopper oder Unterleger aus Silikon her.
    Man kann sich auch eine zweite kleine Form mit zB einem Herzen machen, um diese später auch aus Zement zu gießen.

    Mischen, bis es gleichmäßig gemischt ist. Gießen in Ruhe.
    Klingt jetzt blöd, aber von unten nach oben und im Fluss. Das Zeug findet seinen Weg und jede Ritze.
    Ich persönlich rüttel nicht. Andere rütteln, um Blasen rauszubekommen.
    Oder packen es sogar in ein Vakuum.

    Egal was auf der Verpackung steht, nehmt den Wert mal 2 um auf Nummer Sicher zu gehen. 4 Stunden Aushärtung? Macht 8 draus.

    Zum Abziehen erst seitlich ein Holz öffnen und dann rausnehmen.
    Und vorsichtig, am besten Stück für Stück von allen Seiten, abziehen.
    Wenn ihr auch andere Formen außer eurem Master gegossen habt, dann die zuerst auslösen.

    Die Fransen an den Seiten mit einer Schere etwas beischneiden.

    Und wenn ihr eure Gießform ordentlich gebaut habt, dann sollte das Silikon in die Form passen.
    Die "Dichtungen" innnen an den Kanten können jetzt entfernt werden.
    Aber man sollte schon zusehen, dass es einigermaßen Dicht ist.
    Zement ist sicherlich nicht so flüssig wie Silikon, aber findet auch ein paar Ritzen.
    Hört dann aber auf zu fließen, im Ggs zu Silikon.
    Wichtiger ist hier, dass es nach unten dicht ist, damit das Wasser nicht den Klebstoff löst.
    Krepp hilft auch hier.


    Zement anmischen

    Ihr braucht zwei Becher. Mindestens einer sollte für solche Sachen geeignet sein. "Gipsbecher".

    Auf zum Betriebsgeheimnis. Das Mischungsverhältnis.
    Das alleine reicht aber nicht, da wir ja noch das Volumen berücksichtigen sollten.
    Für 400ml Volumen brauche ich etwa 600g Zement.
    Für mich hat sich der Wert Volumen +50% als guter Daumenwert herausgestellt. Man hat dann nicht zu wenig, aber auch nicht viel zu viel.
    Auf diese 600g Zement kommen 180ml Wasser.
    Oder: auf 100g Zement kommen 30ml Wasser.
    Beim Wasser würde ich nicht mehr als 10ml nach oben oder unten korrigieren.
    Mehr ist zu flüssig, weniger läßt sich nicht mehr gießen.
    Denn darum geht es ja. Ihr wollt den Zement gießen und nicht spachteln.
    Zum spachteln, verputzen, ausbessern, mauern oder was auch immer einfach an das Verhältnis auf der Packung halten.


    In diesem Fall passen keine 600g Zement und Wasser in einen Becher.
    Lösung:
    vorab je die Hälfte abmessen und an die Seite zwischenlagern.
    Ein einfacher Plastikbecher mit 90ml Wasser und eine Schale mit 300g Zement.
    Aber noch nicht mischen. Zwei mal vorbereiten.
    Dann eine Ladung anmischen.
    Auch hier gibt es die Möglichkeit, es zu verkacken.
    Wasser in einen Bottich (den Gipsbecher) und dann den Zement da einrühren.
    Wie damals im Chemieunterricht. "Erst das Wasser, dann die Säure - sonst geschieht das ungeheure"
    Nicht komplett einwerfen sondern einigermaßen mit Vorsicht einrühren.
    Spätestens bei dem Arbeitsschritt wißt ihr auch, warum ihr eine FFP2 Maske tragt :)

    Laßt euch nicht zu viel Zeit. Denn ratet mal, wofür das Wort "Schnell" in Schnellzemnt steht.

    Beim Gießen auf einer Seite anfangen, die möglichst tief ist. Das Zeug "schiebt" sich schon in die Richtung, wo noch Platz ist.
    Immer ein wenig Material vor sich her gießen. Viel falsch machen kann man da nicht.
    Wenn man nicht gerade alles in einem Blob raufschüttet.
    Und dann sehr zügig die zweite Hälfte drauf. Also flux anmischen und draufgießen.

    Frühestens 12h, besser 24h später kann man dann die Form rausholen.
    Die Mischwerkzeuge (Spachtel) direkt reinigen. Den Gipsbecher kann man auch später freibröckeln.

    Eine Seite der Gußform öffnen und dann Vorsicht walten lassen.

    Hier, wie zuvor beim Silikonabformen, Seite für Seite mit Sorgfalt abziehen.

    Die Farbe ändert sich in den nächsten Tagen noch mal ordentlich.
    Wird ungefähr Lichtgrau.

    Möchte man jetzt noch mehr davon herstellen, muss die Gußform gereinigt werden und wieder fest verschlossen sein.
    Die Silikonform auf Beschädigungen prüfen und ggf etwas reinigen.

    Als Alternative, bei sehr kleinen Formen, kann man auch Baumarktsilikon nehmen.
    Den aber auf jeden Fall vorher stark erwärmen. Heizung.
    Dann läßt sich damit auch eine Abformung machen. Mit etwas Glück auch zwei bis drei.
    Dann frißt der Zement das Silikon an. Weitere Abformungen bekommt man dann vielleicht noch mit Trennmittel (Balistol oder Silikonspray) hin.
    Ist aber wirklich nur für ganz kleine, möglichst flache Sachen geeignet.
    Das klassische Silikon für Fugen sollte nicht dicker als 5mm sein.

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